Sterben – das große schwere Thema
Wir alle wissen es, – das Leben ist endlich. Früher oder später werden wir alle mit dem Thema konfrontiert, dass wir gerne vermeiden oder wegschieben – Sterben, Tod und Trauer.
Es betrifft uns alle, wenn wir mit Tieren leben oder arbeiten. Ob für Dich als Katzenhalter, für Freunde und Angehörige oder im Rahmen einer therapeutischen Arbeit als Tierheilpraktiker, oder Katzenverhaltensberater, zu irgendeinem Zeitpunkt wird das Thema präsent sein.
Sich grundsätzlich mit dem Thema auseinanderzusetzen ist ein erster Schritt sich seinen eigenen Ängsten und Glaubenssätzen zu stellen.
Wenn Du Fragen stellst, Dir Hilfe suchst und anfängst Deinen eigenen Weg zu gehen, wirst Du feststellen, wie viele Deiner Ängste kleiner werden, ja sich sogar ganz verflüchtigen.
Eine Möglichkeit sich dem Thema zu nähern, ist die Beschäftigung mit den Sterbephasen. Auch hier wirst Du feststellen, wenn Du tiefer in das Thema eintauchst, dass es viele Ansätze gibt.
Ich stelle Dir heute die Sterbephasen nach dem tibetischen Totenbuch vor. Sie sind auch für mich in meinen Beratungen und meinen Seminaren die Grundlage der Begleitung und der Vermittlung meiner Erfahrungen.
Sterbephasen nach den Tibetern
Aus Sicht des tibetischen Buddhismus löst sich ein Körper im Sterbeprozess in seine vier Elemente auf: Erde, Wasser, Feuer, Luft. An den körperlichen und seelischen Veränderungen ist diese Auflösung erkennbar. Erst nach ihrer Vollendung können Körper und Seele sich voneinander trennen. Das Ziel ist ein harmonischer Sterbeprozess, in dem sich Körper und Seele friedlich voneinander lösen. Die Auflösung betrachten die Tibeter nach der Lehre der fünf Elemente. Dabei werden die Elemente in ihrer Reihenfolge durchlaufen ERDE – WASSER – FEUER – LUFT und ÄTHER. Dabei gehen die Phasen nicht streng ineinander über, sondern bewegen sich wellenförmig. Wie Du es von Wellen am Strand kennst, fließen sie mal stärker vor und dann auch wieder zurück. Das bedeutet für Dich, dass die einzelnen Phasen ein Aspekt der jeweiligen Sterbephase darstellen, es aber immer möglich ist, einige Schritte auch nochmal zurückzugehen.
Es heißt deshalb immer das Element löst sich in… auf. Das bedeutet, dass die zu Ende gehende Phase ihre Auflösung im nächsten Element findet und sich durch die dazugehörigen Symptome abbildet. Das hört sich kompliziert an und wenn man das erste Mal aus dieser Ebene darauf schaut, ist es das auch. Zu Beginn ging es mir immer so, dass ich erst im Anschluss gesehen habe, wo die einzelnen Phasen waren.
Das ist aber völlig normal und lass Dich nicht verunsichern, wenn Du es nicht genau erkennst. Je mehr Du Dich mit der Materie beschäftigst, desto mehr wird Dir klarer. Betrachten wir die einzelnen Phasen mal genauer.
Die fünf Elemente noch im Gleichgewicht
Dein Tier nimmt am Leben teil, es frisst, möglicherweise bewegt es sich weniger. Das Bewusstsein ist noch voll vorhanden. Dein Tier ist entweder krank oder es ist alt geworden. Tiere leben im hier und jetzt, sie machen sich keine Gedanken um das Morgen. Es lebt sein Leben jetzt so, wie es ist und arrangiert sich mit den Einschränkungen, die durch Alter oder Krankheit entstehen können. Seine volle Lebenskraft, wie ein junges Tier wird es jetzt nie mehr erreichen – Du nimmst zum ersten Mal den Weg, der vor Euch liegt wahr. Du erlebst, dass sein Befinden täglich schwanken kann, und fragst Dich, wann der Abschied da ist. Jetzt ist es kaum möglich zu sagen, wie lange der Prozess dauern wird, da hier die individuelle Situation in der Dein Tier sich befindet, ausschlaggebend sein kann. Es ist die Phase zwischen Hoffen und Bangen.
Erde löst sich in Wasser auf
Die Auflösung des Erdelements erkennt man daran, dass die Tiere die Nahrung verweigern oder nur noch sehr wenig fressen. Sie setzen kaum noch Kot ab und sind häufig stark abgemagert. Außerdem werden sie unbeweglicher, steifer und schlafen sehr viel.
Dein Tier benötigt nun keine Nahrung mehr und zeigt dies meist auch deutlich, kleine Portionen werden dennoch manchmal gerne gefressen- oft uns Menschen zuliebe. Dennoch ist es die Phase, wo Du immer Futter anbieten kannst und Dein Tier frei wählen sollte, ob es möchte oder nicht. Allerdings ist Zwangsfütterung nicht der richtige Weg, denn der Körper ernährt sich nun von seinen Ressourcen, der Stoffwechsel verlangsamt sich. Dieser Prozess führt zu Ablösungsprozessen.
Die stabile Materie löst sich auf, die Auflösung körperlicher Funktionen hat begonnen. Für Dich wahrnehmbar kann eine Veränderung des Geruchs sein, der sich durch den Abbau der Giftstoffe entwickelt. Oft wird hier der typische Azetongeruch beschrieben, aber auch andere Formen sind möglich. Du wirst feststellen, dass Dein Tier viel Ruhe braucht und sich zurückzieht um zu Ruhen oder zu Schlafen. Die wachen Phasen werden kürzer. Auffallend ist auch, dass viele Tiere jetzt gerne kühle Orte aufsuchen. Der natürliche Prozess ist sehr ruhig, entspannt und friedlich. Für Dich als Halter ist es eine schere erste Phase, es wird Dir erstmal bewusst, dass die letzte Reise angetreten ist, und Du fühlst Dich machtlos. Diese Machtlosigkeit veranlasst uns Menschen oft, handeln zu wollen. Deshalb hier ein wichtiger Hinweis für Dich:
Der jetzt ablaufende Prozess folgt einem Plan der Natur. Um friedlich und sanft seinen Weg zu gehen darf jetzt keine Nahrung zwangsweise zugeführt werden. Selbstverständlich darfst Du es Deinem Tier immer anbieten, das gilt bis zuletzt. Auch wenn es eine Ausnahme ist, manche Tiere fressen noch kurz bevor sie Einschlafen, das ist aber selten und wird häufig als ein Gefallen für uns Tierhalter gesehen.
Nahrung oder auch eine Infusion stoppen aber den begonnen Prozess und der eingeschlagene Weg des Organismus kann nicht weiter ablaufen. Ein sanftes und friedliches Sterben wird erschwert, bis unmöglich.
Du kannst den Prozess nicht aufhalten, der Körper geht in eine Verlängerungsrunde, kann aber nicht mehr zu seinem Pfad zurück. Die Ausschüttung der körpereigenen Botenstoffe, die das Sterben erleichtern liegt dadurch brach.
Die Länge dieser Phase ist unterschiedlich lang, es können Stunden aber auch Tage sein. Ausschlaggebend ist die Haltung des begleitenden Menschen. Je ruhiger Du bist, desto einfacher hat es Dein Tier seinen weiteren Weg leicht und auch zügig zu gehen.
Auch wenn Dein Tier sich zurückzieht, sind seine Sinne dennoch hellwach, es braucht jetzt neben Deiner Liebe, viel Verständnis und die Sicherheit.
Lautäußerungen
Während ein Körper stirbt, werden Energien frei. Dieses Loslassen der Energien ist wichtig und kann sich unterschiedlich zeigen. Lautes Miauen, Jaulen oder auch Schreien in Tonlagen, die Du bisher von Deinem Tier nicht kanntest, sind möglich. Erschrecke bitte nicht, sie sind wichtig, um Energien freizulassen.
Wasser löst sich in Feuer auf – “Herzfeuer”
Eine Phase, die für Dich als Halter besonders schwer sein kann, denn plötzlich erscheint Dein Tier wie verwandelt. Es wirkt wie neu erblüht, ist eventuell agil, frisst wieder und fordert Rituale ein. Dieser Zustand kann kurz sein und nur Minuten dauern, oder auch Stunden andauern. Wenn Du Haus oder Garten hast, möchte Dein Tier vielleicht nochmal raus, eine Runde drehen – sich verabschieden. Viele beschreiben eine große Unruhe – ich habe diese bisher jedoch als positiv erlebt. Für mich wirkte es wirklich immer, wie Abschied nehmen. Das Herz blüht nochmal auf, deshalb habe ich es “Herzfeuer” getauft. Es ist in meinen Augen eine andere Unruhe, als die Lautäußerungen oder das ungezielte Umherlaufen. Meine bisher begleiteten Tiere hatten alle einen Plan.
Dieses plötzliche Aufblühen schafft der Körper nur, indem er all seine noch vorhandenen Kräfte bündelt. Gehen diese zu Neige, und meist schwinden sie rasch, ist der nächste große Schritt bereits getan.
Auch wenn es für Dich eine schwere Phase sein wird, in der nochmal Hoffnung aufkeimt, sei Dir bewusst, dass die Natur ihren Plan hat und dass diese Phase wichtig ist für den friedlichen Übergang- es ist das in Einklang bringen von Körper, Geist und Seele.
Feuer löst sich in Luft auf
Der Sturm ist vorüber, alles kommt nun zur Ruhe. Die Organe haben kaum noch Kraft für ihre Funktionen. Du wirst es deutlich spüren, der Körper Deines Tieres wird kühler, meist beginnt es an den Extremitäten – die Lebenswärme zieht sich ins Zentrum zurück. Nach uns nach wird es auch hier kühler. Blickst Du in die strahlenden Augen Deines Tieres so wirst Du merken, dass diese oft nicht anwesend sind. Es wirkt wie ein Blick auf die andere Seite werfen. Dabei sind sie auch nicht immer ansprechbar. Es kann aber auch mit einem plötzlich wachen Blick auf Dich und einem Erkennen seines Menschen wechseln.
Die Atmung verändert sich. Sie wird schwächer und die Betonung liegt nun bei der Ausatmung. Es geht auch hier wieder darum alles an Energien loszulassen. Einatmen, Sauerstoff, ist nicht mehr so wichtig. Du kannst eine flache Atmung wahrnehmen, der Brustkorb hebt und senkt sich kaum noch. außerdem hört man deutliche Pausen zwischen den Atemzügen. Etwas was auch vorkommen kann, ist die Sog. Schnappatmung. Das macht Dir als Halter eventuell Angst, weil Du es mit Ersticken verbindest. Es ist aber kein Ersticken, sondern ist ein neurologischer Reflex des Gehirns.
In dieser Phase will der Körper nun alle restliche Energie loswerden. Manche Tiere stehen nochmal auf und laufen ziellos umher. sie sind extrem unruhig. Bei den meisten Tieren zeigt sich diese Unruhe eher im Liegen. Sie versuchen aufzustehen und strampeln und treten dabei. Es wirkt oft als würden die Pfoten Rad fahren. Auch jetzt sind Lautäußerungen nochmal möglich. Bevor Dein Tier bereit ist zum Übergang schüttelt es seinen Körper ab, es befreit die Seele vom Ballast.
Für Dich als begleitender Halter ist es eine Phase, in der Du funktionierst- Du weiß, was nun passiert und bist erschöpft von dem was schon war. es ist auch für Dich die Phase der Ruhe, des Annehmens und der letzten gemeinsamen Zeit. Macht es Euch schön!
Wenn Du noch weitere Tiere hast, beziehe sie mit ein, wenn sie es möchten. Manche Tiere verabschieden sich in dieser Phase, manchmal haben sie das aber auch schon zuvor erledigt und sind jetzt nicht anwesend. Genieße diese letzten Stunden, nehmt Euer Tier in den Arm oder auf den Schoß, wenn es das möchte.
Luft löst sich in Äther auf
Immer flacher wird nun die Atmung – bis zum letzten langen und tiefen Atemzug. Es kann zwischen den einzelnen Atemzügen Pausen liegen, diesen tiefen Atemzug wirst Du wahrnehmen. Es geht eine kleine Welle durch den Körper Deines Tieres bis zum Herzen.
Sein Herz schlägt als Letztes, noch nach dem letzten Atemzug. Was Du wahrnehmen kannst – das Licht der Augen erlischt für immer. es wirkt, als hätte man das Licht ausgeknipst. Nun weißt Du definitiv – Dein Tier ist gegangen und hat seine Hülle zurückgelassen.
Zeit für Dich das Fenster zu öffnen und die Seele freizulassen.
Du selbst wirst eine große Erschöpfung spüren, Du hast eine lange Zeit funktioniert, Dein Leben auf Dein geliebtes Tier ausgerichtet. auch ein plötzliches vollständiges Zusammenklappen ist möglich. Deshalb ist es wichtig, dass Du immer auch für Dich sorgst.
Drei Tage
lassen die Tibeter ihre Toten ruhen. Der tibetische Glaube besagt, dass die Seele diese Zeit braucht, um sich vollständig vom Körper zu lösen. Ob Du selbst diesem Brauch folgen magst, kannst Du nur für Dich allein entscheiden. Mir hat es immer sehr geholfen, meine Tiere noch so lange um mich zu haben. Sie mit Blumen zu schmücken, Kerzen anzuzünden und es anzunehmen, dass sie nun nicht mehr in unserer Welt sind. Auch meinen anderen Tieren gab es dadurch nochmal die Möglichkeit, Abschied zu nehmen. Es ist der erste Schritt in die Trauer.
Trauerzeit
Deine Zeit zu trauern ist individuell, ein jeder Mensch verarbeitet einen Verlust anders. Unsere Gesellschaft macht es Menschen, die um ihre Tiere trauern oft besonders schwer. auch Angehörige und Freunde wissen nicht immer damit umzugehen. Es ist nicht festgeschrieben, wie lange Du trauern musst oder darfst. was Du aber tun solltest, Dir die Zeit dazu nehmen. Trauer kommt immer dann, wenn man sie am wenigsten erwartet. Vor allem wenn man sie wegschiebt, kann sie plötzlich erscheinen. Solltest Du Hilfe bei Deiner Trauerarbeit benötigen, helfe ich Dir gerne.
Verbundenheit
Dieser Tatsache bin ich mir absolut sicher.
Verbundenheit und Liebe endet nicht mit dem Tod. Dein Tier ist noch da, in Dir – in Deinem Herzen.
Eure Verbundenheit endet nicht mit dem Tod!
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